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Die Künstler und ihre Werke
10 Künstler haben bei der Ausstellung „Magic Forest“ im Februar in der Stadthalle Germering ihre Werke präsentiert. Wir stellen ihnen einige der Kunstwerke und die von den Künstlern verfassten Beschreibungen vor:
Waldeinsamkeit
Acrylgemälde und Mischtechniken von Angelika Brach
Der Wald ist heimlich, das Heimliche ist das Trauliche, das wohl geborgene Zuhause, der Hort der Sicherheit. Der Wald ist groß, ist duftend und immer wieder überraschend. Hinter jedem Stamm lauern die Erinnerungen an die phantastischen Märchen der Kindheit. Diesen vielfältigen Zauber möchte ich auf meinen Gemälden einfangen.
„Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben? Seinen Meister will ich loben….“ fragte und dichtete Eichendorff hingebungsvoll und bekam ein Jahrhundert später die spöttische Antwort: „Der Meister ist ein Forstmeister und hat den Wald so aufgebaut, dass seine sachkundige Hand leicht zu bemerken ist. Er hat für Licht, Luft, Auswahl der Bäume, Zufahrtswege und Entfernung des Unterholzes gesorgt und den Bäumen jene schöne, reihenförmige Anordnung gegeben.“
Solchem Forst begegnet man häufig auf der Suche nach der Waldeinsamkeit. Doch – sind die Stangen der hiesigen Nutzwälder wirklich so unansehnlich? Oder haben sie ihren ganz eigenen Zauber? Einen unvermuteten? Meine Motiv- und Spurensuche gestaltete sich oft überraschend. Das Malerauge aber fokussierte und konnte aus dem Vollen schöpfen.
Ich bin Wald
Video von Vera Greif
Musik und Tonmischung: Daniel Mihaila
Luftaufnahmen: Jonny Freifeld
Die Aufnahmen in dem 10-minütigen Video sind während zahlreicher Waldexkursionen im Jahr 2017/2018 entstanden. Mir war es wichtig, meine eigenen Erfahrungen und Emotionen zu allen Jahreszeiten im Wald einzufangen und für den Betrachter sichtbar und spürbar zu machen.
Dabei verzichtete ich bewusst auf schöne Hochglanzbilder, wie sie aus zahlreichen Naturfilmen bekannt sind. Es ging mir vielmehr darum, beim Zuschauer ein neues Bewusstsein für die Magie des Waldes zu schaffen.
Wenn ich im Wald bin, denke ich nicht nach. Meistens bin ich ganz alleine.
Und das gefällt mir. Leere im Kopf – die Gedanken sind frei.
Und Stille. Wunderbare Stille.
Ich atme, fühle, schaue, horche, bewege mich nur langsam fort.
Ich bin eins mit der Natur. Ich bin Wald.
Ich atme die klare Luft des Waldes, seinen unverkennbaren Geruch, der zu jeder Jahreszeit ein anderer ist.
Ich fühle den Boden unter mir, wenn ich durch das Unterholz schleiche oder im weichen Moos liege.
Ich lausche dem Rufen und Singen der Tiere, dem Knacken der Äste und dem Wind. Der hat es mir besonders angetan.
Das Rauschen des Windes in den Baumkronen, das Tanzen, Ächzen und Knarzen der Bäume im Sturm. Es ist der Klang des Waldes, Musik in meinen Ohren.
Im Wald habe ich auch viel über Leben und Tod erfahren.
Nirgendwo sonst in der Natur kann man mehr darüber lernen.
Schon die Beobachtung im Mikrokosmos Wald – Flechten und Moose, Spuren, Blüten, Pilze, Ameisen – machen mir bewusst, wie komplex und schön alles Lebendige ist.
Beinahe täglich findet eine Metamorphose, ein Wandel, eine Veränderung statt.
Das ist für mich die Magie des Waldes.
Die Farben des Waldes
Foto-Collage von Vera Greif
Die Foto-Collage besteht aus 144 Einzelfotos, die alle während zahlreicher Waldexkursionen in den Jahren 2017/2018 entstanden sind.
Vorbild für die gewählte Kunstform war für mich das Haiku, eine traditionelle japanische Gedichtform. Ein Haiku ist ein minimalistisches Naturgedicht aus der japanischen Zen-Tradition.
Ich setzte die Motive mit der Kamera so ins Bild, wie es die Dichter der japanischen Klassik pflegten: nicht als schönen Zustand, sondern als zufälliges Geschehen. Der Moment wird zum Motiv. Nicht die offenkundige Schönheit ist das Höchste, sondern die verhüllte; nicht der unmittelbare Glanz der Sonne, sondern der gebrochene des Mondes.
Der bemooste Ast, das Schwirren der Fliegen, der knorrige Stamm, die zarte Blüte und Ähnliches sind die Symbole dieses Schönheitsideals. Es geht um die Hoheit, die sich in der Hülle des Unscheinbaren verbirgt, die herbe Schlichtheit, die dem Verstehenden doch alle Reize des Schönen offenbaren.
Camouflage
Fotografien von Anna Kirsch
Der Mensch trägt eine große Sehnsucht nach Natur und intaktem Lebensraum in sich. Er macht sich auf die Suche nach Weite, Freiheit und Echtheit, er weiß um sein Bedürfnis nach Ruhe, reiner Luft und sauberem Wasser. Er begeistert sich für die Farbenpracht der Bäume im Herbst und den würzigen Duft des feuchten Waldbodens am Morgen. Er ist fasziniert von den unzähligen Lebensformen, die es im Wald zu entdecken gibt und die gemeinsam ein perfekt funktionierendes Ökosystem bilden.
Und dennoch zerstörten wir durch unser Konsumverhalten systematisch den eigenen Lebensraum. Wir nehmen in Kauf, dass weltweit immer mehr Wälder zerstört werden und dass in unseren Breiten Urwald so gut wie nicht mehr vorkommt.
In meiner Fotoarbeit versuche ich das paradoxe Verhalten des Menschen darzustellen. Die Arbeiten zeigen, dass der Mensch in unserer Gegenwart, egal wie sehr er sich anstrengt, nicht mehr Teil der Lebensgemeinschaft Wald sein kann.
Jedoch ist es gerade diese unerfüllte Sehnsucht, die uns davor bewahren kann, diesen wesentlichen und großartigen Teil unseres Lebensraums leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
Waldharfen
Installation von Eva Maria Kränzlein
Die Harfe ist eines der ersten Instrumente der Menschheit. Auf einen Resonanzkörper gespannte Saiten erzeugen durch Zupfen einen Ton und der Musiker kann damit Musik hervorzaubern. Ähnlich den gespannten Saiten verläuft auch das Leben in Spannungsbögen und somit kann man die Harfe als Sinnbild des Lebens sehen.
Laute Töne werden gehört, leise Töne erlauscht man und in jedem Augenblick höre oder erlausche ich einen Ton. Töne erzeugen in mir eine Resonanz, die eine bestimmte Stimmung oder ein Gefühl hervorrufen. Es sind nicht nur Töne, die Gefühle und Stimmungen erzeugen. Erinnerungen, Gegenstände, Menschen, Landschaften, alles was Leben ausmacht, lösen in uns bestimmte Empfindungen aus.
Die Gegenstände, die ich in die Saiten meiner Harfen eingespannt habe, sind Sammelstücke, Bilder und kleine Schriftstücke, die für mich wichtig sind. Ich habe sie zwischen Drähte und Schnüre – ähnlich den Harfensaiten – eingeflochten oder eingewoben. Ähnlich wie die gezupften Töne rufen sie Emotionen des Erkennens oder Wiederkennens aus. Das erzeugt eine Spannung, vergleichbar mit der Spannung der Harfensaiten. So sind in meinen Harfen Spannungen der Gefühle ebenso sichtbar wie Spannungen zwischen den Materialien.
Jedes Werk trägt einen Titel, z.B. „Der Schatten des Tieres“, „Weinender Baum“, „Waldauge“, „Weiße Spinne“, „Flechten“, Schwarzer Wald“, „Lachender Hase“, „Großer Wasserfall“, usw, usf.
In the Woods 2088
Video-Installation von Daniel Mihaila
Wie könnte der Wald der Zukunft aussehen? Was, wenn es gar keinen Wald mehr gäbe und die Natur nur noch virtuell existiert?
Diese Fragen beschäftigten mich das vergangene Jahr immer wieder. Mit meiner Video-Installation sollte eine dystopische Vision entstehen. Ein konkretes Bild, das in den Köpfen der Besucher bleibt.
Eine romantische, fast kitschig wirkende Waldszene steht im Bruch zur Cyperpunk-Ästhetik. Eine nasskalte, dunkle Gasse, spärlich beleuchtet durch Straßenlaternen und flackernde neonfarbene Reklametafeln.
Wird so die Realität aussehen? Wird ein Waldbesuch künftig nur noch als Simulation möglich sein?
Wald, Mensch, Tier!
Drei Skulpturen von Ute Richter
Wald ist ein Universum von dem Mensch und Tier abhängig ist.
Wald spendet Sauerstoff ohne den Mensch nicht leben kann,
Wald spendet Früchte und Nahrung für Mensch und Tier,
Wald ist Schattenspender, Zufluchtsort für die Tiere,
Wald liefert Brennstoff und damit Energie und Wärme.
Die Faszination des Waldes ist das Alter vieler Bäume.
Bäume überdauern Menschenleben und könnten sie sprechen,
würden sie Geschichten aus Urzeiten erzählen.
Wald hat die Sonne genossen, hat Wind und Wetter getrotzt,
Stürme und Feuer überstanden, Kriege und Kahlschlag überlebt.
Wald ist für die Menschen da, schenkt Erholung und Ruhe,
Wald stellt jedoch keine Forderung!
Wald besteht aus mächtigen Skulpturen von Bäumen,
sie stehen zusammen, ergänzen und stützen sich.
Wald fordert Respekt und Achtung von den Menschen.
Kein Leben ohne den Wald!
Schützt den Wald!
Skulptur I: Mensch als Waldhüter
Skulptur II: Mensch als Tierschützer
Skulptur III: Mensch als Früchtesammler
Homonyme aus Waldmaterialien
Installationen von Brigitte Storch
Wem die Natur ihr offenbares Geheimnis zu enthüllen anfängt, der empfindet eine unwiderstehliche Sehnsucht nach ihrer würdigsten Auslegerin, der Kunst.
Dieses Zitat von Johann Wolfgang von Goethe begleitet mich und meine Kunst schon viele Jahre und passt aktuell besonders gut zu meinen Arbeiten mit Naturmaterialien.
Seit ich denken kann, fühle ich mich vom Wald verzaubert: Das Rauschen der Bäume, das Knacken des Holzes, das Singen der Vögel, der von der Sonne beleuchtete Waldboden, die frische Luft, der Duft nach Harz. All das fordert meine Sinne.
Doch es sind vielmehr die kleinen unscheinbaren Dinge, die meine Aufmerksamkeit erregen und mich – für meine künstlerische Arbeit – magisch anziehen. Das können kleine rostfarbene Blätter sein oder schöne Moose. Auch der mit Nadeln bedeckte Boden im Dickicht hat seinen eigenen Reiz, ebenso wie die Rindenform einer Kiefer und vieles mehr.
Von Anfang an wollte ich mit diesen Waldmaterialien Homonyme zu kreieren.
Es war eine große Herausforderung, aber auch Freude und Erfüllung, die Nadelkissen, Nadelstreifen, Baumkuchen und Waldläufer aus diesem besonderen Material zu erschaffen. Bewusst ohne zusätzliche Farbe, sind sie eine Hommage an die Natur. Durch ihr ungewöhnliches Erscheinungsbild sollen sie etwas von der Magie des Waldes mit in diese Ausstellung bringen.
Das Präsente, aber nicht gleich Sichtbare
Bilder und Objektarbeit von Lutz Walczok
Das Triptychon der freistehenden Bilder, stellen ein Teil des Omnipräsenten des Waldes dar, welches erst beim näheren Betrachten sichtbar werden kann bzw. wenn Wissen und Bewusstsein ein Teil des Betrachtens wird.
„Regeneration“ steht für die Macht der Natur beim Wiederendstehen, trotz der teilweise vernichtenden, natürlichen oder menschlichen Einflüsse. Die Natur kann sich regenerieren, wenn sie dafür die Möglichkeit erhält.
„Natürlicher Druck“ bezieht sich auf den „Ips typographus“ oder auch Buchdrucker, der aus der Familie der Borkenkäfer stammt. Seine „Werke“ stehen offensichtlich für Zerstörung und Vernichtung, von bis zu hektargroßen Waldflächen. Seinem negativen Image, stehen einzigartige Zeichnungen von Fraßspuren in Rinde und Stamm der befallenen Bäume gegenüber. Der Borkenkäfer nutzt nur die Möglichkeiten, die wir ihm gegeben haben.
„Kommunikation“ unter Pflanzen und Bäumen findet statt, ohne dass wir als Menschen eine Notiz davon nehmen. Wir kennen weder Sprache noch Dialekt. Doch findet sie satt. Wir können lediglich Abhängigkeiten und Reaktionen feststellen und darauf sollten wir achten.
Objektarbeit „Vernichtend großer Künstler“ beschreibt den überzeichneten Buchdrucker, dem sein Werk auf dem Leib gezeichnet wurde. Im Vordergrund steht die Übermacht des Borkenkäfers, im Kontrast mit der Schönheit seiner künstlerischen Hinterlassenschaft.
Die geheimnisvollen Bäume
Mystische Zeichnungen und Waldgeschenke von Irene Wührl-Petry
Bäume haben für mich etwas Geheimnisvolles, Menschliches, Vertrautes.
Sie erzählen Geschichten und bewahren Erinnerungen.
Jeder Ring ist ein Zeugnis des Jahres, jeder Trieb ein Zeichen der Kraft.
Wenn ich im Wald Laubbäume anschaue, sehe ich Figuren, Köpfe und Gestalten –Freunde, die mich anschauen.
Es sind freundliche Wesen, die mir zusehen, wie ich sie zeichne.
Bei jedem Spaziergang bekomme ich Geschenke: Wunderschöne Fundhölzer, Rinden mit Astlöchern oder Spuren von Borkenkäfern.
Kleine, zauberhafte Hölzer, die durch die Witterung eine Patina bekommen haben.
Das sind für mich kleine Kostbarkeiten, die ich auch so behandle.
Kein Handwerker oder Künstler könnte so bezaubernde Werke herstellen wie die Natur.
Die Farben des Waldes im Wandel der Jahreszeiten
Stoffbahnen von Rosa Zschau
Für die Ausstellung bedruckte ich sechs ca. 310 x 45 cm lange Stoffbahnen aus Chintz. Als Druckstöcke benutzte ich ausschließlich Hölzer, dieses wunderbare Material, das uns der Wald liefert.
Einerseits bearbeitete ich Längsschnittbretter mit einer Drahtbürste, so dass die Stege der im Querschnitt Jahresringe genannten saftführenden Schichten gut im Druck sichtbar wurden. Andererseits benutzte ich zu Sperrholzplatten verarbeitetes Holz, um Motive einzuschneiden.
Die Gestaltung dreht sich um Laub, Blätter, Äste, Stämme – reichlich abstrahiert und in verschiedenen Farben gehalten, wie sie entsprechenden Jahreszeiten zuzuordnen sind. Chintz lässt die weiß ausgesparten Partien glänzend und betont weiß zur Geltung kommen.
Diese Eigenschaft hilft mir, das auszudrücken, was mich im Wald am meisten fasziniert: das flirrende Licht, das durch die Blätterdächer dringt und sich ständig wandelt. Das macht für mich die Magie des Waldes aus.